Montag, 31. Januar 2011

Der Tod des Autors

Machen wir uns nichts vor: Originalität als qualitatives Bewertungskriterium für Musik ist überbewertet. Von irgendwoher wird schließlich immer geklaut, das hat uns die Postmoderne gelehrt. Ich halte es daher (in der Regel) auch für verfehlt, Bands dafür zu verurteilen, dass sie ihre musikalischen Einflüsse für Jedermann erkenntlich offen vor sich her tragen. Solange sie gute Songs schreiben, ist es doch, auf gut Deutsch gesagt, relativ wurscht, ob es das Ganze stylistisch ähnlich schon mal irgendwo gegeben hat. Irgendwie ist das schließlich immer der Fall.
Nun soll meine Einleitung an dieser Stelle kein Plädoyer für plagiarism sein. Ohne eigene Ideen kann keine gute Musik entstehen. Die Smith Westerns sind eine Band mit eigenen Ideen und gut geschriebenen Songs. Dass sie sich auf ihrem neuen Album anhören, wie eine Mischung aus den Beatles circa Revolver und den Glam-Rock Pionieren T.Rex, macht die Sache eigentlich nur noch besser. Dye It Blonde ist in sich stimmig, schön produziert, catchy and quite an accomplishment für drei Jungs, die in ihrem Heimatland nocht nicht einmal legal trinken dürfen.




Und hier noch ein kurzer Film von Ryan McGinley, der beim Pitchfork Festival im vergangenen Jahr die Smith Westerns und Girls on- und off-stage begleitet hat:

Donnerstag, 27. Januar 2011

Going Faster Miles an Hour

Anfang der 70er Jahre bildete sich in Boston, Massachusetts eine Band, die in der Gegend sehr bald für Aufruhe sorgte. Mit einem Sound, den nur wenige Eingeweihte von den durch Andy Warhol's Factory semi-populär gewordenen Velvet Undergrounds kannten, mischten sie die Szene Jahre bevor Punk Punk wurde durch ihren schrammeligen Garage Rock auf. Die Rede ist von den Modern Lovers um Frontmann Jonathan Richman.

Von 1971 bis 1973 unternahm die Band zahlreiche Versuche (u.a. mit Velvet Underground's John Cale und dem Produzenten Kim Fowley) ein Album aufzunehmen und es fertigzustellen. Als das irgendwie nicht so recht was werden wollte, entschied sich ihre Plattenfirma Warner Brothers dazu, den Vertrag mit der Band zu kündigen. Daraufhin tingelte die Band in veränderter Konstellation noch ein weiteres Jahr durchs Land, bevor sie sich 1974 ohne jegliches veröffentlichtes Material auflösten.

Nun würde diese Geschichte erst gar nicht erzählt werden, wenn die Lieder der Modern Lovers nicht doch irgendwie in Umlauf geraten wären. 1976 fasste Berserkley Records den Entschluss, eine Art Patchwork-Debütalbum mit Aufnahmen aus dem Jahr 1972 auf den Markt zu bringen. Das selbstbetitelte, "posthume" Modern Lovers Album hat es mittlerweile durch bahnbrechende Hits wie "Roadrunner", "She Cracked" und "Pablo Picasso" zu einem echten Kult-Objekt gebracht.

Fast noch interessanter sind dadurch in meinen Augen die anderen Aufnahmen der Band geworden. 1981 brachten Kim Fowley und die Gold Star Studios eine Zusammenstellung an Demos heraus, die Fowley 1973 mit Richman & Co. gemacht hatte. Der unfertige, semi-professionelle Lo-Fi Sound der Modern Lovers ist hier, wie ich finde, auf die authentischste Art und Weise eingefangen.




Mittwoch, 26. Januar 2011

The Visualz

Einige Mysterien des Musikgeschäfts werden wohl für immer ungeklärt bleiben. Wie soll es sich beispielsweise erklären lassen, dass zwei so außergewöhnlich talentierte Rapper wie Siah und Yeshua DapoED im Laufe ihrer kurzen Karriere lediglich dazu kamen, eine einzige EP zu veröffentlichen? The Visualz EP erschien 1996 auf Bobbito Garcia's Underground-Label Fondle 'Em Records und bis auf eine erweiterte Neuveröffentlichung des Materials im Jahr 2008 hat man nie wieder etwas von ihnen gehört. Bei der Wortgewalt dieses New Yorker Duos ist das echt zu bedauern.






Recordings:
The Visualz EP (1996) [EP]
The Visualz Anthology (2008) [Compilation]

Montag, 24. Januar 2011

Turn Off the Radio


Unterhaltsame Anekdoten über Elvis Costello, ein Mann, der sich nie viel um Songwriting-Konventionen und Genre-Grenzen geschert hat, gibt es wie Sand am Meer. Eine davon handelt von seinem Auftritt bei Saturday Night Live im Dezember 1977. Costello und seine Band, The Attractions, waren in letzter Sekunde für die Sex Pistols eingesprungen, die eigentlich an gleicher Stelle an dem Abend hätten spielen sollen. Costello's US Label, Columbia Records, hatte es dem britischen Musiker ans Herz gelegt, seinen Song "Less Than Zero" zum Besten zu geben, da dieser bereits in den amerikanischen airwaves kursierte. So starteten Costello & Co. zu Beginn ihres Auftritts gleich mit den Anfangsakkorden ihrer Hitsingle durch - brachen den Song jedoch nach wenigen Sekunden abrupt ab. "Stop! Stop! I'm sorry, ladies and gentleman, there's no reason to do this song here." Stattdessen gingen sie über in das Lied, das Costello eigentlich für den Abend geplant hatte: "Radio, Radio", eine vernichtende Kritik an der diktatorischen Macht der Medien.

Das Video davon gibt es natürlich mal wieder nicht auf Youtube, lässt sich aber hier anschauen.

Der Auftritt sorgte für einen Eklat und Costello wurde 12 Jahre lang nicht mehr zu SNL eingeladen. Bei der Jubiläumsfeier zum 25-jährigen Bestehen der Sendung lieferte er dann zusammen mit den Beastie Boys eine Persiflage auf die legendäre Performance ab. Ziemlich Punk.


Recommended Recordings:
My Aim Is True (1977) [Album]
This Year's Model (1978) [Album]
2 1/2 Years (1993) [Compilation]

Freitag, 21. Januar 2011

Back to the Motherland

Ich bin auf ein paar interessante Compilations aus dem Hause Soundway Records gestoßen. Das Label wurde 2002 in England von Miles Cleret gegründet und veröffentlicht seitdem regelmäßig Afrobeat/Funk/Latin Jazz Sampler aus nicht-westlichen Kulturkreisen. So widmet sich ein Release beispielsweise den Ghana Soundz: Afro-Beat, Funk and Fusion in 70's Ghana, ein weiteres Highlight ist das Nigeria Special: Modern Highlife, Afro-Sounds and Nigerian Blues 1970-6. Auch Panama, Kolumbien, Thailand und die französische Karibik sind vertreten.
Die Compilations bestehen vorwiegend aus 1-2 CDs, sind offensichtlich akribisch und liebevoll zusammengestellt und bieten einen Einblick in musikalische Welten, die leider häufig im Verborgenen bleiben.






Eine Auswahl an Soundway Records Compilations:
Ghana Soundz: Afro-Beat, Funk and Fusion in 70's Ghana (2002)
Panama! Latin, Calypso and Funk on the Isthmus 1965-75 (2006)
Colombia! The Golden Age of Discos Fuentes - The Powerhouse of Colombian Music 1960-76 (2007)
Nigeria Special: Modern Highlife, Afro-Sounds and Nigerian Blues 1970-6 (2008)
Nigeria Disco Funk Special: the Sound of the Underground Lagos Dancefloor 1974-79 (2008)
Tumbélé!: Biguine, Afro & Latin Sounds From the French Caribbean, 1963-74 (2009)
Sound of Siam: Leftfield Luk Thung, Jazz & Molam From Thailand 1964 to 1975 (2010)

Montag, 17. Januar 2011

Ein Exkurs: Batman: The Animated Series


Es muss ja nicht immer unbedingt um Musik gehen... Vor allem nicht, wenn es solche genialen Fernsehserien gibt, wie die zwischen 1992 und 1995 entstandenen Batman Cartoons. The Animated Series sind nicht etwa einfach irgendeine Zeichentrickserie, sondern sie sind das künstlerischste, was man sich unter dem Thema Animation vorstellen kann. Jede der Folgen ist auf ihre Art ihr eigener Film Noir, stylistisch perfekt inszeniert, mit intelligenter Storyline, packenden Charakteren und eindrucksvollen Bildern. Den Schöpfern der Serie gelingt es, eine gewisse Essenz der Batman DC Comics Serie einzufangen und zu filtern und daraus ein Kunstwerk zu kreieren, dass seine eigene, klare Sprache spricht. Sie schaffen eine in sich so stimmige Welt, dass es schwerfällt, wieder aus ihr herauszutreten.




Über Amazon lassen sich die Staffeln zum Teil für schlappe 8€ käuflich erwerben. Die 4-teiligen DVD-Sets (Vol. 1 & Vol. 2) mit je 28 Episoden bieten auf jeden Fall eine lohnende Investition.

Donnerstag, 13. Januar 2011

Don't Believe The Hype?

 
James Blake versteht es in Zeiten des viralen Marketings, eine Existenz als Musiker aufzubauen. Durch die in regelmäßigen Abständen erfolgte Veröffentlichung dreier EPs im Jahr 2010, kreierte der Dubstep-Produzent in den globalen Weiten des Hipster-Netzes einen Hype um die eigene Person, der momentan seinesgleichen sucht. Seine CMYK EP erhielt prompt Pitchfork's "Best New Music" Label, bei Stereogum landete die Scheibe auf Platz 2 der Top EP Liste und die Auskopplung aus der zuletzt erschienen Klavierwerke EP, "I Only Know (What I Know Now)" wurde von Pitchfork zum achtbesten Song des Jahres gekührt.

"I Only Know (What I Know Now)" Youtube-Qualität wäre in diesem Fall eine Zumutung.

Nun erscheint Blake's selbstbetiteltes Debütalbum und der Druck auf den jungen Londoner ist in der Tat gewaltig. Ein Fehltritt würde womöglich bedeuten, dass sich seine 15 Minuten Internet-Ruhm im Handumdrehen wieder verflüchtigen. Umso beeindruckender ist, dass sich Blake mit seinem neuesten Release weiter aus dem Fenster lehnt, als er es zuvor getan hat. Genre-Grenzen verschwimmen zu einem hochstilisierten Gesamtkunstwerk. Die Dubstep-Rhythmen bleiben meist dezent im Hintergrund, der Fokus liegt auf der Leere, dem Minimalismus, mit dem Blake seine einzigartige Klangwelt inszeniert. Jeder Ton und jede Pause sind mit Sorgfalt gesetzt, alle Verschieber werden sauber gelöst. Die Vocals erinnern zum Teil an Bon Iver ("Lindesfarne I & II" klingen wie Blake's Interpretation von "Woods") und eventuelle Indie-Folk Einflüsse werden auch dadurch suggeriert, dass "Limit To Your Love", die erste Single, ein Feist-Cover ist. Viel eindeutiger präsent sind allerdings die Soul-Elemente, wie sie etwa auf der Piano-Ballade "Give Me My Month" oder dem anmutigen Closer "Measurements" zu hören sind. Trotz aller Unterschiede, die die einzelnen Tracks aufweisen, wirkt das Album so kohärent wie kaum ein anderes Release in den letzten Monaten. Blake's ästhetische Vision ist klar und deutlich zu erkennen und sie ist das, was ihm wohl in Zukunft auch noch weiteren Erfolg bringen wird.



"Wilhelms Scream" live im Studio

Recommended Recordings:
CMYK (2010) [EP]
Klavierwerke (2010) [EP]
James Blake (2011) [Album]

Samstag, 8. Januar 2011

Der V-Effekt


Wenn ich daran zurückdenke, wie es eigentlich dazu kam, dass ich in Vorbereitung auf meine Karriere als Hartz-IV-Empfänger Student der Literaturwissenschaft geworden bin, erinnere ich mich vor allem an ein bestimmtes Lektüreerlebnis. Als ich vor einigen Jahren Brechts "Leben des Galilei" las, wurde mir wohl zum ersten Mal das Ausmaß der Bedeutung bewusst, das Literatur potentiell haben kann. Das Schaffen einer fiktiven Wirklichkeit eröffnete neue Blickwinkel auf die real existierende Wirklichkeit. Dieses Prinzip faszinierte mich, und Brecht, der dieses Prinzip umzusetzen wusste wie kaum ein Anderer, ist bis heute einer meiner Lieblingsschriftsteller geblieben.

So muss ich mit einiger Scham eingestehen, dass ich bisher Brechts musikalisches Pendant sträflich vernachlässigt habe. Tom Waits ist der Kronerbe des Brechtschen Verfremdungseffekts. Was er auf Alben wie Swordfishtrombones und Rain Dogs zustande brachte, ähnelt nicht nur im Darstellungsprinzip der Ästhetik Brechts. Die Lieder klingen, als wäre Waits' einziges Ziel beim Singen gewesen, die Seeräuber-Jenny aus Brechts "Dreigroschenoper" zu beeindrucken. Ein gequälter Pirat auf der Suche nach seiner Seelenverwandten.

Nun hat Waits allerdings nicht nur Mitte der 80er Jahre Musik gemacht. Für Bone Machine (1992) und Mule Variations (1999) wurde er jeweils mit einem Grammy ausgezeichnet und auch sein Output im 21. Jahrhundert wurde durchweg positiv aufgenommen. Mit Alice und Blood Money, die im Jahr 2002 zeitgleich veröffentlicht wurden, untermauerte Waits seinen literarischen Anspruch. Beide sind sie die Resultate einer Zusammenarbeit mit dem Theaterregisseur Robert Wilson, dessen Inszenierungen von "Alice" und "Woyzeck" auf den Alben musikalisch eingefangen sind.



Ein ganz anderer Tom Waits ist auf der zweiteiligen, 1991 und 1993 herausgebrachten Zusammenstellung seiner Demo-Tapes zu hören. The Early Years sind bluesiges Singer/Songerwriter Zeug, das direkt unter die Haut geht. Das Cover für Volume One (siehe oben) sagt bereits alles: rough, rugged and raw, bare to the bone outlaw music for beat poets. Von der exzentrischen, in Whiskey getränkten und von Zigarettenrauch zersetzten Intonation, die ihn später auszeichnete, ist noch nichts zu hören. Von der Genialität, die ihn als Songschreiber berühmt gemacht hat, schon.



Dienstag, 4. Januar 2011

New Madvillain!



Check it!

2010: Ein Nachtrag

Wenn man in den letzten Jahren über neue Wu-Tang Clan Releases gesprochen hat, waren knifflige Fragen vorprogrammiert. Wer mag wohl so alles auf der Platte drauf sein? Ist der Clan gut vertreten? Wer handled die Production? Steckt RZA dahinter? Ist er überhaupt dabei? Bei den ganzen Camp-internen Beefereien kam man sich als außenstehender Beobachter manchmal vor wie bei einer (zugegebenermaßen ziemlich Hood-geflavoreden) Seifenoper. Mal wurden selbst die höchsten Erwartungen noch übertroffen (Raekwon's Only Built 4 Cuban Linx 2), mal waren sowohl der Hype, als auch die anschließende Enttäuschung groß (Meth, Ghost & Rae - Wu-Massacre) und mal fiel ein gutes Release bedauerlicherweise fast gar nicht auf (Wu Tang Chamber Music).

Auch Ghostface Killah's Soloscheiben sind mit der Zeit unberechenbarer geworden. Nachdem er sechs Jahre gebraucht hatte, um mit Fishscale an die Qualität seines 2000er Classics Supreme Clientele heranzukommen, gab es vier Jahre lang nur halbherzige Releases vom Iron Man aufgetischt. Im letzten Jahr machte er dann noch als Ghostdini einen Ausflug in die Pop Rap / R&B Welt, was viele treue Anhänger ziemlich verstörte und unter ihnen Zweifel über Pretty Toney's geistliche Gesundheit aufkommen ließ.
Apollo Kids ist wieder so ein Album, das Fragen aufwirft. Beim Anblick der Tracklist völlige Verwirrung über was zu erwarten ist. Jim Jones? The Game? Fabolous auf einem Pete Rock Beat? Who the fukk is Frank Dukes? Andererseits aber auch Black Thought, GZA, Killah Priest, Joell Ortiz und ein Track mit Raekwon, Redman & Method Man, produziert von Jake One. Yin und Yang liegen beim Ghostface Killah bekanntermaßen eng beieinander...

Na und wat passiert? Ick bleibe glatt mal zwei Tage hintereinander uff dem Ding hängen. Der Opener, "Purified Thoughts", ist ein waschechter Wu-Banga und zieht den Zuhörer sofort auf die Seite des Interpreten. Krachende Boom-Bap Drums, soulige Samples und Lines wie "Big pots of jasmine tea with Mandela / Africans chantin' me on like Coachella / Ghostface bom-ba-ye, Kumbaya my Lord / My death day 24 karat tomb I lay". So setzt Ghostface den Ton für seine Inszenierung als crackdealender Sweet-Soul-Brotha, der er im weiteren Verlauf auch vorwiegend treu bleibt. Auch "Ghetto", mit den Wu-Tang Veteranen Raekwon, Capadonna und U-God, zeichnet sich aus durch das smooth geflippte Marlena Shaw Sample (how 'bout that bassline?!) einerseits und auf der anderen Seite pures Hardcore-Braggadocio wie Capadonna's "We make bread in the ghetto by sellin' that crack / Some niggas'll make bread by bustin' a gat".

Diese Ambivalenz hält das Album zusammen und treibt es voran. Auch kleine Durchhänger wie die Hook auf "How You Like Me Baby" bewirken keinen Bruch - und das obwohl es direkt auf eines der absoluten Highlights folgt: "In Tha Park" mit Black Thought, eine der feinsten Oden an Hip-Hop, die mir geläufig sind. Original raw shit.
Weitere Standouts sind die All-Star Lineup auf "Troublemakers", die hält, was sie verspricht (Redman: "My eyes lookin' like I learned how to sky dive") und "Drama", mit seinem fast 2 Minuten langen Part von The Game, auf dem er offensichtlich sein Herz ausschüttet und somit dem überragenden Joell Ortiz fast noch die Show stiehlt.

Für Ortiz, einer der wenigen Hoffnungsträger im aktuellen Rapgeschäft, gilt es in den nächsten Jahren zu beweisen, dass er aus seinem Potenzial tatsächlich etwas machen und der mittlerweile kargen Hip-Hop-Landschaft einen Qualitätsboost verleihen kann. Ghostface Killah hat das schon unzählige Male getan. Nun ist es ihm wieder gelungen. Vielleicht ein letztes Mal...




Sonntag, 2. Januar 2011

2010: Da Good Shit (eine Auswahl)

Hier mal etwas Zeugs aus dem Jahr 2010, das man - im Schatten der LCD Soundsystems, Joanna Newsoms und Deerhunters - nicht übersehen sollte:

Sleep Forever
Crocodiles - Sleep Forever
Die Crocodiles sind Charles Rowell und Brandon Welchez - zwei Jungs aus San Diego, deren musikalische Wurzeln im wir-wollen-so-viel-Lärm-wie-möglich-fabrizieren-Post-Hardcore/Noisepunk liegen. Für ihr neues Album haben die zwei den Noise-Anteil etwas runtergeschraubt, oder besser gesagt funktionaler eingebaut und sich ein paar schnieke Pop-Melodien einfallen lassen. Das Resultat kann sich hören lassen.

Broken Dreams Club
Girls - Broken Dreams Club [EP]
Christopher Owens meldet sich nach seinem brillianten Debütalbum im Vorjahr zurück mit einer immerhin 30 Minuten andauernden EP - und erstickt dabei die Befürchtung, er sei nicht mehr als ein One-Hit-Wonder, im Keim. Die Songstrukturen wirken ausgereifter, die Produktion (courtesy of JR White) noch zielgerichteter und die Texte weiterhin von beißender Ehrlichkeit. Eine solche EP haben ihm wohl die Wenigsten zugetraut...

Black Tambourine
Black Tambourine - s/t [Compilation]
Die Band Black Tambourine existierte leider nur von 1989-1991 und veröffentlichte in der Zeit auch lediglich zwei EPs. Ihr Lied "Throw Aggi Off the Bridge", in dem Pam Berry davon singt, wie sie den Pastels Frontmann Stephen Pastels für sich erobern möchte, erlangte in der Twee-Szene Kultstatus. Slumberland Records hat nun 20 Jahre später die gesammelten Aufnahmen der Band neu abgemischt und wiederveröffentlicht. Danke, Freunde!

I Will Be
Dum Dum Girls - I Will Be 
Direkt an Vorreiter wie Black Tambourine anknüpfend, sprossen in den letzten Jahren ständig Bands wie Pilze aus dem Boden, die meinen, dass hallige Frauenstimmen und verzerrte Gitarren alles sind, was man für einen guten Song braucht. Was die Dum Dum Girls von dem Großteil dieser Bands abgrenzt ist, dass sie sich einfach darauf konzentrieren, gute Lieder zu schreiben. (So wie "Jail La La", zu dem es auch ein offizielles Video gibt.)

Curtis Lane
Active Child - Curtis Lane [EP]
Ehrlich gesagt weiß ich nur sehr wenig über Active Child. Zum Einen weiß ich, dass sich ein Typ namens Pat Grossi hinter dem Projekt verbirgt, und dass dieser sich momentan wohl in der Kalifornischen Indie-Szene herumtreibt. Zum Anderen weiß ich, dass er erstaunlich guten, vielschichtigen Dream/Synth Pop macht. Naja und dass das Cover seiner EP ziemlich cool ist.

Album of the Year
Black Milk - Album of the Year
Der Detroiter super-producer Black Milk ist ein vielbeschäftigter Mann. Er versorgt nämlich nicht nur wie selbstverständlich ganz Detroit mit Banger-Beats (allen voran die Punchline-Götter Elzhi und Royce da 5'9'') und bastelt gemeinsam mit Sean Price und Guilty Simpson an dem heißerwarteten Random Axe-Projekt, sondern produziert auch noch schnell mal innerhalb eines Jahres ein Album, auf dem er das Rappen fast ausschließlich selbst übernimmt. Außerdem ist der Typ Live ein echtes Phänomen.

I'm New Here
Gil Scott-Heron - I'm New Here
Eigentlich war Gil Scott-Heron's Aufnahmekarriere schon 1982 beendet. Seitdem brachte der Mann, dem wir unter Anderem das legendäre "The Revolution Will Not Be Televised" zu verdanken haben, nur noch 1994 ein Album heraus und verschwand dann von der Bildfläche. Umso passender scheint der Titel für seine neueste Veröffentlichung, I'm New Here. Es fühlt sich nämlich wirklich so an, als wäre dieser Typ noch nie vorher dagewesen. Scott-Heron hat mit Hilfe von Produzent Richard Russell seinen Stil komplett neu erfunden und reinkarniert sich als Meister des Spoken Word mit einer Vielzahl an Elementen, die von Blues über Electronic bis Trip Hop reichen.

Forget
Twin Shadow - Forget
Viele versuchen, den Sound der 80er zu imitieren. George Lewis Jr. updatet ihn. Auf seinem Debütalbum schimmern ohne Frage seine Einflüsse durch, doch die eigene Originalität bleibt stets im Vordergrund.

A Sufi and a Killer
Gonjasufi - A Sufi and a Killer
Laut seiner Wikipedia-Seite ist Gonjasufi (so heißt der Mann wirklich) Rapper, Sänger, DJ und Yoga-Lehrer. Mehr braucht man eigentlich nicht zu wissen, um ein Gefühl dafür zu kriegen, wie seine Musik wohl klingen mag. Produziert wurde sein Debütalbum von den Electronic-Größen The Gaslamp Killer, Flying Lotus und Mainframe und es bietet sich wirklich hervorragend als Soundtrack für einen gehörig abgespaceten Trip an.