Bevor Gil Scott-Heron 1970 mit seinem Album Small Talk at 125th and Lenox die musikalische Bühne betrat, gab es vor allem zwei Gruppen, die Spoken Word-Empowerment über Percussion-Rhythmen reimten und damit den Grundstein für (politische) Rapmusik legten: die Watts Prophets aus dem Heimatviertel von Charles Mingus und Eazy-E und die Last Poets aus Harlem.
Als Reaktion auf die Watts Riots im Jahr 1965, formierte sich in dem notorisch unterprivilegiertem Stadtteil im Süden von Los Angeles der Watts Writers Workshop, um den afro-amerikanischen Lyrikern aus der Gegend eine Stimme zu verleihen. Dort fanden sich auch die drei ambitionierten Poeten Richard Dedeaux, Anthony Amde Hamilton und Otis O'Solomon zusammen, die zunächst als Watts Fire begannen, ihre Gedichte musikalisch (mit Trommeln und Saxophon) zu unterlegen. Das Trio traf mit ihren kompromisslosen, von Panther-Gründer Huey P. Newton beeinflussten Reimen in der lokalen, politisch überaus engagierten Szene einen Nerv, sorgte dort auf diversen Talent-Shows für Aufsehen und benannte sich kurzerhand in Watts Prophets um. 1969 nahmen die Prophets ein Album auf mit dem Titel The Black Voices: On the Street in Watts, das von dem Independent-Label Laugh Records via deren brandneuem Imprint ALA vertrieben wurde. Man hoffte dabei an den Erfolg der Harlemer Spoken Word-Truppe Last Poets anzuknüpfen, die einige Monate zuvor den Film Right On! herausgebracht hatten, auf dem sie ihre revolutionäre Straßen-Poesie zum Besten gaben.
Die Last Poets hatten sich 1968 im Marcus Garvey Park in Harlem, NYC formiert, am Tag an dem Malcolm X seinen 43. Geburtstag gefeiert hätte. Auch sie waren stark inspiriert vom Black Nationalism und der Panther Party und standen aufgrund ihrer radikalen Texte unter der Beobachtung des FBI. Die Frage, wie eng sie tatsächlich mit der BPP in Kontakt standen, ist bis heute nicht so ganz geklärt, wird aber in diesem Artikel des Guardian interessant beleuchtet. Die Formation, die 1970 für das erste, selbstbetitelte The Last Poets Album verantwortlich war, bestand aus den Lyrikern Omar Ben Hassen, Abiodun Oyewole, Alafia Pudim (mittlerweile bekannt als Jalal Mansur Nuriddin) und dem Perkussionisten Nilaja. Ihre furiosen Reimsalven waren die Musik-gewordene Black Power-Ideologie. Nachdem sich die Lage im Kampf um Bürgerrechte 1968 nach der Ermordung Martin Luther King Jr.'s erneut zugespitzt hatte, verkörperten die Texte der Last Poets (sowie auch die der Watts Prophets) den revolutionären Geist des schwarzen Amerikas zu der Zeit. Sie erhoben ihre Stimmen gegen Repression und soziale Entmachtung, für eigenständiges Denken und tatkräftige Handlungen - und hielten somit das kollektive Erbe von Malcolm, Martin und Marcus aufrecht.
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