The Bravest Man In the Universe

Als Gil Scott-Heron vor zwei Jahren mit seinem Album I'm New Here sein erstes musikalisches Lebenszeichen in 16 Jahren von sich gab (was tragischerweise auch sein letztes bleiben sollte), hatte man im Hause XL Recordings ein effektives Erfolgsrezept ausgeklügelt. Produzent und Labelboss Richard Russell platzierte GSHs Lyrik eigenhändig in einem Klangbild, das nicht etwa auf Teufel komm raus an frühere Glanztaten des Künstlers anzuknüpfen versuchte, sondern das in seiner Zeitgemässheit einen konstruktiven Bruch zum Dorfältesten-Vibe bildete. Das Album lebte von dieser alt-aber-neu-Spannung und wurde so zu einer der bemerkenswertesten Platten der letzten Jahre.

Die Geschichte von I'm New Here ist deswegen zur Zeit wieder relevant, weil sie Hoffnungen auf einen weiteren bevorstehenden potentiellen Klassiker weckt. Mit Bobby Womack hat sich Russell nämlich die nächste Soul-Legende unter seine Fittiche geholt, mit der er nun an einem Comeback-Album feilt. Als hätte man mit dieser Kombo nicht schon genug kreative Energie gebündelt, holte man sich mit Damon Albarn noch einen dritten genialen Kopf mit ins Boot. Dass dabei zu viele Sterneköche den Brei verderben könnten, ist nicht anzunehmen. Womack war vormals schon mit Albarn und den Gorillaz auf Tour und auch im Studio und Albarn und Russell konnten durch das Kinshasa One Two-Projekt auch schon gemeinsame Aufnahme-Erfahrungen sammeln. Organisches Wachstum also, bei dem man sich um die Chemie keine Sorgen machen muss.

Vor allem dann nicht, wenn man die erste Single-Auskopplung gehört hat. "Please Forgive My Heart" ist ein gefühlvoller, völlig unpeinlicher Familienabend-Knüller, der nach der I'm New Here-Formel funktioniert. Bobby bringt den Vintage-Croon, Albarn und Russell die crispen Drums und den subtilen Synth-Puls. Next Level-Soul, der Welten entfernt von diesem ausgelutschten "Neo-Soul"-Etwas liegt.

Seit gestern haben wir nun also auch Video-Aufnahmen von den Studio-Sessions, "the best sessions I've ever been in," wie Bobby selbst sagt. Zwei Briten haben dem Mann geholfen, sein Mojo wiederzufinden und nach 18 Jahren wieder ein neues Album aufzunehmen. "Truth never go out of style." Eine schöne Geschichte, die hoffentlich am 12. Juni einen meisterhaften Höhepunkt erreichen wird. Und ja, auch das Blabla del Rey-Feature klingt vielversprechend.