Donnerstag, 13. Januar 2011

Don't Believe The Hype?

 
James Blake versteht es in Zeiten des viralen Marketings, eine Existenz als Musiker aufzubauen. Durch die in regelmäßigen Abständen erfolgte Veröffentlichung dreier EPs im Jahr 2010, kreierte der Dubstep-Produzent in den globalen Weiten des Hipster-Netzes einen Hype um die eigene Person, der momentan seinesgleichen sucht. Seine CMYK EP erhielt prompt Pitchfork's "Best New Music" Label, bei Stereogum landete die Scheibe auf Platz 2 der Top EP Liste und die Auskopplung aus der zuletzt erschienen Klavierwerke EP, "I Only Know (What I Know Now)" wurde von Pitchfork zum achtbesten Song des Jahres gekührt.

"I Only Know (What I Know Now)" Youtube-Qualität wäre in diesem Fall eine Zumutung.

Nun erscheint Blake's selbstbetiteltes Debütalbum und der Druck auf den jungen Londoner ist in der Tat gewaltig. Ein Fehltritt würde womöglich bedeuten, dass sich seine 15 Minuten Internet-Ruhm im Handumdrehen wieder verflüchtigen. Umso beeindruckender ist, dass sich Blake mit seinem neuesten Release weiter aus dem Fenster lehnt, als er es zuvor getan hat. Genre-Grenzen verschwimmen zu einem hochstilisierten Gesamtkunstwerk. Die Dubstep-Rhythmen bleiben meist dezent im Hintergrund, der Fokus liegt auf der Leere, dem Minimalismus, mit dem Blake seine einzigartige Klangwelt inszeniert. Jeder Ton und jede Pause sind mit Sorgfalt gesetzt, alle Verschieber werden sauber gelöst. Die Vocals erinnern zum Teil an Bon Iver ("Lindesfarne I & II" klingen wie Blake's Interpretation von "Woods") und eventuelle Indie-Folk Einflüsse werden auch dadurch suggeriert, dass "Limit To Your Love", die erste Single, ein Feist-Cover ist. Viel eindeutiger präsent sind allerdings die Soul-Elemente, wie sie etwa auf der Piano-Ballade "Give Me My Month" oder dem anmutigen Closer "Measurements" zu hören sind. Trotz aller Unterschiede, die die einzelnen Tracks aufweisen, wirkt das Album so kohärent wie kaum ein anderes Release in den letzten Monaten. Blake's ästhetische Vision ist klar und deutlich zu erkennen und sie ist das, was ihm wohl in Zukunft auch noch weiteren Erfolg bringen wird.



"Wilhelms Scream" live im Studio

Recommended Recordings:
CMYK (2010) [EP]
Klavierwerke (2010) [EP]
James Blake (2011) [Album]

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen